Abbildung 7.8. Beispielhafte Darstellungen von Pfaden in GIMP
Vier beispielhafte Darstellungen von Pfaden in GIMP: geschlossen und polygonal, offen und polygonal, geschlossen und kurvig, Mix aus geraden und kurvigen Segmenten.
Ein Pfad ist ein Streckenzug, der aus geraden Linien oder Kurven besteht. Pfade werden vor allem für zwei Anwendungsfälle benutzt:
Ein geschlossener Pfad[5] kann in eine Auswahl konvertiert werden.
Ein offener oder geschlossener Pfad kann benutzt werden, um ihn nachzuzeichnen. Er bildet dabei ein unterstützendes Element zum Malen von kurvigen Linien.
Pfade können mit dem Pfadwerkzeug erstellt und bearbeitet werden. Sofern Sie ihr Bild im XCF-Format speichern, bleiben auch die Pfade erhalten. Eine Liste der in einem Bild existierenden Pfade wird im Pfaddialog angezeigt. Wenn Sie Pfade in GIMP von ein Bild in ein anderes übertragen möchten, stehen dafür die Kommandos Kopieren und Einfügen im Kontextmenü des Pfaddialoges zur Verfügung.
Abbildung 7.9. Ein Pfad in Bearbeitung
Ein Pfad mit zwei Komponenten. Die schwarzen Rechtecke sind Ankerpunkte, der offene Kreis ist ein aktivierter Ankerpunkt. Beide offene Quadrate am aktivierten Ankerpunkt werden Griffpunkte genannt.
Pfade in GIMP sind mathematisch betrachtet sogenannte Bézierkurven. Praktisch bedeutet dies, dass die Form der Pfade durch Ankerpunkte und die Ausrichtung von Griffpunkten bestimmt wird. Ankerpunkte sind Punkte, die sich auf dem Pfad befinden und an denen die Form der Kurve beeinflusst werden kann. Griffpunkte sind den Ankerpunkten zugeordnet und werden verwendet um festzulegen, wie sich die Kurve verhält, wenn sie aus dem Ankerpunkt „herauskommt“. Zu jedem Ankerpunkt, der sich nicht am Ende der Kurve befindet, gehören daher genau zwei Griffpunkte.
Pfade können sehr komplexe Objekte sein. Wenn Sie sie unter Verwendung des Pfadwerkzeuges von Hand erstellen (und Sie nicht gerade zu den ausgesprochen besessenen Zeitgenossen gehören), werden die Pfade vermutlich nicht mehr als ein paar Dutzend Ankerpunkte enthalten, oftmals deutlich weniger. Vermutlich werden Sie eine andere Möglichkeit bevorzugen: Pfade können von GIMP automatisch aus Auswahlen erzeugt werden. Eine dritte Möglichkeit zur Erzeugung von Pfaden besteht in der Umwandlung von Text in einen Pfad. Das Ergebnis einer solchen automatischen Erzeugung kann leicht Hunderte oder sogar Tausende von Ankerpunkten umfassen.
Ein Pfad kann aus einer oder mehreren Komponenten bestehen. Als Komponente wird ein Teil eines Pfades bezeichnet, dessen Ankerpunkte alle miteinander verbunden sind.
Jede Komponente eines Pfades kann für sich offen oder geschlossen sein. Bei geschlossenen Komponenten sind die beiden Ankerpunkte, die Endpunkte der Komponente sind, identisch. Bei offenen Komponenten hingegen sind die beiden Endpunkte verschiedene Punkte. Wenn Sie einen Pfad in eine Auswahl umwandeln, werden alle offenen Komponenten des Pfades automatisch in geschlossene umgewandelt. Dies erfolgt durch Einfügen eines geraden Segmentes zwischen den beiden Endpunkten der entsprechenden Komponente.
Als Segment wird der Abschnitt eines Pfades bezeichnet, welcher zwei Ankerpunkte miteinander verbindet. Pfadsegmente können entweder gerade oder kurvig sein. Ein Pfad, der ausschließlich aus geraden Segmenten besteht, wird als „polygonal“ bezeichnet. Wenn Sie ein neues Segment mit dem Pfadwerkzeug anlegen, ist dieses zunächst gerade. Dies lässt sich dadurch erklären, dass die Griffpunkte, welche die Form des Segmentes bestimmen, sich nach dem Anlegen eines Segmentes direkt über den Ankerpunkten befinden. Sie können ein gerades Segment in ein kurviges umformen, indem Sie die Griffpunkte aus dem Ankerpunkt herausziehen.
Eine weitere Eigenschaft von Pfaden ist, dass sie sehr schonend mit den Ressourcen des Computers umgehen. Um einen Pfad zu repräsentieren, „merkt“ sich GIMP jeweils im Wesentlichen die Position der verschiedenen Anker- und Griffpunkte. Daher reicht 1KByte Hauptspeicher aus, einen recht komplexen Pfad mit Duzenden Ankerpunkten aufzunehmen. In der gleichen Menge Speicher ließe sich dagegen nicht einmal ein 20x20 Pixel großer Bildausschnitt ablegen. Sie können daher nach Herzenslust Pfade anlegen und mit diesen arbeiten, ohne sich über den Ressourcenverbrauch Sorgen machen zu müssen. Sogar ein Pfad mit Tausenden von Segmenten verbraucht sehr viel weniger Speicher als ein typischer Kanal oder gar eine Ebene.
Sie können mit GIMP Auswahlen und Pfade ineinander umwandeln. Wenn Sie einen Pfad aus einer Auswahl erstellen, wird der Pfad eine ähnliche Form wie die Auswahl annehmen. Beachten Sie hierbei jedoch, dass der Pfad nicht exakt die Form der Auswahl haben muss. Weitere Informationen über Auswahlen finden Sie in Abschnitt 1, „ Die Auswahl “.
Wird eine Auswahl in einen Pfad umgewandelt, so entspricht die Form des Pfades sehr genau der durch die laufenden Ameisen angezeigten Kante. Jedoch handelt es sich bei Auswahlkanten nicht um Linien, sondern um Ränder einer bestimmten Breite, also Flächen. Pfade dagegen haben keine Breite. Daher wird die Information über eine weiche Auswahlkante verworfen, sobald aus der Auswahl ein Pfad erstellt wird. Wird später aus diesem Pfad wieder eine Auswahl erstellt, so wird diese eine harte Auswahlkante ohne weichen (ausgeblendeten) Rand haben.
[5] Zur Vollständigkeit: Auch können Auswahlen aus offenen Pfaden in GIMP erstellt werden. Der Pfad wird automatisch geschlossen, um die Auswahl zu erstellen.