voriges: Stimmen explizit beginnen, aufwärts: Voice enthält Noten
Die Notation von Vokalmusik ihre eigene Schwierigkeit, nämlich die Kombination von zwei Ausdrücken: den Noten und dem Text. Achtung: Der Gesangstext wird auf Englisch „lyrics“ genannt.
Wir haben schon den \addlyrics{}
-Befehl betrachtet,
mit dem einfache Partituren gut erstellt werden können.
Diese Methode ist jedoch recht eingeschränkt. Wenn der Notensatz
komplexer wird, muss der Gesangstext mit einem neuen
Lyrics
-Kontext begonnen werden (mit dem Befehl
\new Lyrics
) und durch den Befehl \lyricsto{}
mit einer bestimmten Stimme verknüpft werden, indem die
Bezeichnung der Stimme benutzt wird.
<< \new Voice = "one" \relative c'' { \autoBeamOff \time 2/4 c4 b8. a16 g4. f8 e4 d c2 } \new Lyrics \lyricsto "one" { No more let sins and sor -- rows grow. } >>
Beachten Sie, dass der Notentext nur mit einem Voice
-Kontext
verknüpft werden kann, nicht mit einem Staff
-Kontext.
In diesem Fall also müssen Sie ein System (Staff
) und
eine Stimme (Voice
) explizit erstellen, damit alles
funktioniert.
Die automatischen Balken, die LilyPond in der Standardeinstellung
setzt, eignen sich sehr gut für instrumentale Musik, aber nicht
so gut für Musik mit Text, wo man entweder gar keine Balken
benutzt oder sie einsetzt, um Melismen zu verdeutlichen.
Im Beispiel oben wird deshalb der Befehl \autoBeamOff
eingesetzt um die automatischen Balken (engl. beam) auszuschalten.
Wir wollen das frühere Beispiel von Judas Maccabæus
benutzen, um diese flexiblere Technik für Gesangstexte
zu illustrieren. Das Beispiel wurde so umgeformt, dass jetzt
Variablen eingesetzt werden, um den Text und die Noten
von der Partiturstruktur zu trennen. Es wurde zusätzlich
eine Chorpartiturklammer hinzugefügt. Der Gesangtext muss mit
\lyricmode
eingegeben werden, damit er als Text und
nicht als Noten interpretiert werden kann.
global = { \time 6/8 \partial 8 \key f \major} SoprEinsNoten = \relative c'' { c8 | c([ bes)] a a([ g)] f | f'4. b, | c4.~ c4 } SoprZweiNoten = \relative c' { r8 | r4. r4 c8 | a'([ g)] f f([ e)] d | e([ d)] c bes' } SopEinsText = \lyricmode { Let | flee -- cy flocks the | hills a -- dorn, __ } SoprZweiText = \lyricmode { Let | flee -- cy flocks the | hills a -- dorn, } \score { \new ChoirStaff << \new Staff << \new Voice = "SopOne" { \global \SoprEinsNoten } \new Lyrics \lyricsto "SopOne" { \SopEinsText } >> \new Staff << \new Voice = "SopTwo" { \global \SoprZweiNoten } \new Lyrics \lyricsto "SopTwo" { \SoprZweiText } >> >> }
Dies ist die Grundstruktur für alle Chorpartituren. Mehr Systeme können hinzugefügt werden, wenn sie gebraucht werden, mehr Stimmen können zu jedem System hinzugefügt werden, mehr Strophen können zum Text hinzugefügt werden, und schließlich können die Variablen schnell in eine eigene Datei verschoben werden, wenn sie zu lang werden sollten.
Hier ein Beispiel der ersten Zeile eines Chorals mit vier Strophen für gemischten Chor. In diesem Fall ist der Text für alle vier Stimmen identisch. Beachten Sie, wie die Variablen eingesetzt werden, um Inhalt (Noten und Text) und Form (die Partitur) voneinander zu trennen. Eine Variable wurde eingesetzt, um die Elemente, die auf beiden Systemen auftauchen, aufzunehmen, nämlich Taktart und Tonart. Solch eine Variable wird oft auch mit „global“ bezeichnet.
Zeitangabe = { \time 4/4 \partial 4 \key c \major} SoprNoten = \relative c' { c4 | e4. e8 g4 g | a a g } AltNoten = \relative c' { c4 | c4. c8 e4 e | f f e } TenorNoten = \relative c { e4 | g4. g8 c4. b8 | a8 b c d e4 } BassNoten = \relative c { c4 | c4. c8 c4 c | f8 g a b c4 } StropheEins = \lyricmode { E -- | ter -- nal fa -- ther, | strong to save, } StropheZwei = \lyricmode { O | Christ, whose voice the | wa -- ters heard, } StropheDrei = \lyricmode { O | Ho -- ly Spi -- rit, | who didst brood } StropheVier = \lyricmode { O | Tri -- ni -- ty of | love and pow'r } \score { \new ChoirStaff << \new Staff << \clef "treble" \new Voice = "Sop" { \voiceOne \Zeitangabe \SoprNoten } \new Voice = "Alto" { \voiceTwo \AltNoten } \new Lyrics \lyricsto "Sop" { \StropheEins } \new Lyrics \lyricsto "Sop" { \StropheZwei } \new Lyrics \lyricsto "Sop" { \StropheDrei } \new Lyrics \lyricsto "Sop" { \StropheVier } >> \new Staff << \clef "bass" \new Voice = "Tenor" { \voiceOne \Zeitangabe \TenorNoten } \new Voice = "Bass" { \voiceTwo \BassNoten } >> >> }
Dieser Abschnitt schließt mit einem Beispiel, das eine Solo-Strophe mit anschließendem zweistimmigem Refrain auf zwei Systemen zeigt. Die Positionierung des einstimmigen Abschnitss und der mehrstimmigen Stelle ist etwas kompliziert; es braucht etwas Aufmerksamkeit, um der Erklärung folgen zu können.
Beginnen wir mit einer score
-Umgebung, in der eine
Chorpartitur (ChoirStaff
) gesetzt wird. Die Partitur soll
schließlich mit der eckigen Klammer beginnen.
Normalerweise bräuchten wir spitze Klammern im Quelltext
nach dem \new ChoirStaff
, damit die Systeme paralell
gesetzt werden, aber hier wollen wir diese Parallelsierung
ja erst nach dem Solo. Also benutzen wir geschweifte Klammern.
Innerhalb der Chorpartitur erstellen wir zuerst das System,
das die Strophe enthält. Es braucht Noten und Text parallel,
also setzen wir hier die spitzen Klammern um \new Voice
und \new Lyrics
.
StrophenNoten = \relative c'' { \clef "treble" \key g \major \time 3/4 g g g b b b } SrophenText = \lyricmode { One two three four five six } \score { \new Choirstaff { \new Staff << \new Voice = "verse" { \StrophenNoten \break } \new Lyrics \lyricsto verse { \SrophenText } >> } }
Damit erhalten wir die Strophe.
Jetzt soll refrainA auf dem selben System gesetzt
werden, während gleichzeitig in einem neuen System darunter
refrainB gesetzt wird. Damit die Oberstimme das
gleiche System benutzt, muss alles direkt auf den Zeilenumbruchbefehl
(\break
folgen, innerhalb der verse-Stimme.
Ja, tatsächlich, innerhalb der verse-Stimme.
Hier haben wir diese parallele Stelle isoliert. Weitere Systeme
könnten auf die gleiche Weise hinzugefügt werden.
<< \refrainnotesA \new Lyrics \lyricsto verse { \refrainwordsA } \new Staff << \new Voice = "refrainB" { \refrainnotesB } \new Lyrics \lyricsto "refrainB" { \refrainwordsB } >> >>
Nun schließlich das Resultat mit zwei Systemen für den Refrain, man kann gut sehen, wie sich die parallele Stelle innherhalb der verse-Stimme befindet.
StrophenNoten = \relative c'' { \clef "treble" \key g \major \time 3/4 g g g b b b } RefrainNotenA = \relative c'' { \time 2/4 c c g g \bar "|." } RefrainNotenB = \relative c { \clef "bass" \key g \major c e d d } SrophenText = \lyricmode { One two three four five six } RefrainTextA = \lyricmode { la la la la } RefrainTextB = \lyricmode { dum dum dum dum } \score { \new ChoirStaff { \new Staff << \new Voice = "verse" { \StrophenNoten \break << \RefrainNotenA \new Lyrics \lyricsto "verse" { \RefrainTextA } \new Staff << \new Voice = "refrainB" { \RefrainNotenB } \new Lyrics \lyricsto "refrainB" { \RefrainTextB } >> >> } \new Lyrics \lyricsto "verse" { \SrophenText } >> } }
Dies ist zwar eine interessante und nützliche Übung um zu
verstehen, wie sequentielle und parallele Notationsumgebungen
funktionieren, in der Praxis würde man diesen Code aber
vielleicht eher in zwei \score
-Umgebungen trennnen
und diese dann innerhalb einer \book
-Umgebung
einsetzen, wie im folgenden Beispiel demonstriert:
StrophenNoten = \relative c'' { \clef "treble" \key g \major \time 3/4 g g g b b b } RefrainNotenA = \relative c'' { \time 2/4 c c g g \bar "|." } RefrainNotenB = \relative c { \clef "bass" \key g \major c e d d } SrophenText = \lyricmode { One two three four five six } RefrainTextA = \lyricmode { la la la la } RefrainTextB = \lyricmode { dum dum dum dum } \score { \new Staff << \new Voice = "verse" { \StrophenNoten } \new Lyrics \lyricsto "verse" { \SrophenText } >> } \score { \new ChoirStaff << \new Staff << \new Voice = "refrainA" { \RefrainNotenA } \new Lyrics \lyricsto "refrainA" { \RefrainTextA } >> \new Staff << \new Voice = "refrainB" { \RefrainNotenB } \new Lyrics \lyricsto "refrainB" { \RefrainTextB } >> >> }
Notation Reference: Notation von Gesang.
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