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Verzierungen sind ausgeschriebene Ornamente. Die üblichste ist der
Vorschlag. Er wird durch eine verkleinerte Note mit Schrägstrich
und Bogen notiert. Der Vorhalt dagegen ist eine Verzierung, die
einen bestimmten Notenwert der Hauptnote für sich beansprucht.
Er wird als verkleinerte Note ohne Schrägstrich notiert.
Der Vorschlag wird mit dem Befehl \acciaccatura
und der Vorhalt
mit \appoggiatura
eingegeben.
b4 \acciaccatura d8 c4 \appoggiatura e8 d4 \acciaccatura { g16[ f] } e4
Bei beiden handelt es sich um spezielle Formen des \grace
(engl. Verzierung)-Befehl. Wenn dieser Befehl einem musikalischen
Ausdruck vorgestellt wird, wird ein neuer Ausdruck geschaffen,
der in kleineren Noten gesetzt wird und von der logischen Zeit
innerhalb des Taktes keinen Raum beansprucht.
c4 \grace c16 c4 \grace { c16[ d16] } c2 c4
Anders als \acciaccatura
oder \appoggiatura
setzt
der \grace
-Befehl keinen Bogen.
Programmintern wird die Zeitberechnung für Verzierungen in einer zweiten Zählebene vorgenommen. Jeder Zeitpunkt beinhaltet zwei rationale Zahlen: die eine steht für die logische Zeit, die andere für die „Verzierungszeit“. Das obere Beispiel ist hier mit den entsprechenden Zeitwerten angezeigt:
Die Position von Verzierungen wird zwischen den Systemen synchronisiert. Im folgenden Beispiel sind jeweils zwei Sechzehntel gegen jede Achtel gesetzt:
<< \new Staff { e4 \grace { c16[ d e f] } e4 } \new Staff { c4 \grace { g8[ b] } c4 } >>
Eine Verzierung kann auch auf eine Note folgend gesetzt werden. Dazu wird
der \afterGrace
-Befehl benutzt. Er nimmt zwei Argumente: die
Hauptnote und die Verzierungen, die nach der Hauptnote erscheinen sollen.
c1 \afterGrace d1 { c16[ d] } c4
Damit wird die Verzierung im Abstand von 3/4 der Länge der Hauptnote
gesetzt. Dieser Bruch kann durch Setzen von
afterGraceFraction
verändert werden:
#(define afterGraceFraction (cons 7 8))
Hier wurde die Position auf das vorletzte Achtel der Notenlänge gesetzt.
Der gleiche Effekt kann auch manuell erreicht werden:
\new Voice { << { d1^\trill_( } { s2 \grace { c16[ d] } } >> c4) }
Indem die Dauer der unsichtbaren Note (hier eine Halbe) wird der Abstand zwischen Hauptnote und Verzierung angepasst.
Ein \grace
-Notenabschnitt wird nach besonderen Satzregeln
gesetzt, um z. B. kleinere Noten zu benutzen und die Richtung der
Hälse einzustellen. Veränderungen am Layout müssen also innerhalb
des Verzierungsausdrucks gesetzt werden, damit sie auch eine Auswirkung haben.
\new Voice { \acciaccatura { \stemDown f16-> \stemNeutral } g4 }
Diese Einstellungen müssen auch innerhalb der Verzierungsebene wieder rückgängig gemacht werden.
Das Layout der Verzierungsausdrücke kann mit der Funktion
add-grace-property
verändert werden. Im folgenden Beispiel
wird die Richtung der Notenhälse neutralisiert, so dass sie nicht
unbedingt in nach oben zeigen.
\new Staff { #(add-grace-property 'Voice 'Stem 'direction '()) ... }
Eine andere Option ist es, die Variablen startGraceMusic
,
stopGraceMusic
, startAcciaccaturaMusic
,
stopAcciaccaturaMusic
, startAppoggiaturaMusic
und
stopAppoggiaturaMusic
zu vermeiden. Mehr Information findet sich
in der Datei ly/grace-init.ly.
Der Schrägstrich durch den Notenhals der Vorschläge kann auch in anderen
Situation erreicht werden mit
\override Stem #'stroke-style = #"grace"
.
Verzierungen könne gezwungen werden, den Hauptnoten entsprechend aufgeteilt zu werden.
<< \override Score.SpacingSpanner #'strict-grace-spacing = ##t \new Staff { c4 \afterGrace c4 { c16[ c8 c16] } c4 r } \new Staff { c16 c c c c c c c c4 r } >>
Programmreferenz: GraceMusic.
Eine Partitur, die mit einem \grace
-Ausdruck beginnt, benötigt
eine explizit gesetzte neue Stimme (\new Voice
), sonst werden
Hauptnote und Verzierung auf verschiedenen Systemen gesetzt.
Die Synchronisation von Verzierungen kann auch zu Überraschungen führen. Auch andere Symbole der Systeme, wie Vorzeichen, Taktlinien usw., werden synchronisiert. Vorsicht ist geboten, wenn nur in bestimmten Systemen Verzierungen vorkommen:
<< \new Staff { e4 \bar "|:" \grace c16 d4 } \new Staff { c4 \bar "|:" d4 } >>
Dem kann abgeholfen werden, indem unsichtbare Verzierungsnoten der selben Länge in die anderen Systeme gesetzt werden. Im obigen Beispiel müsste also
<< \new Staff { e4 \bar "|:" \grace c16 d4 } \new Staff { c4 \bar "|:" \grace s16 d4 } >>
gesetzt werden.
Verzierungsabschnitte sollten nur innerhalb von sequentiellen musikalischen Ausdrücken benützt werden. Wenn sie ineinandergeschachtelt werden, kann es zu Fehlermeldungen oder Abstürzen kommen.
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